Sei Willkommen hier auf Erden
Nahe unter Mutters Herzen
schwebt er leicht, der kleine Träumer.
Bald beginnt die schwere Reise,
bald betritt er den Planeten.
Jetzt muß er sich vorbereiten,
das heißt, er muß wachsen, schlafen,
das heißt, er muß sich bewegen
und dann auf die Landung warten.
Hast du das Signal vernommen?
Kleines Wesen, sei willkommen!
Sei willkommen hier auf Erden,
du sollst werden glücklich.
Wo wirst du die Welt betreten?
Wird man dich auf Kissen betten?
Schläfst du in Kartons aus Pappe?
Zugedeckt mit einer Zeitung?
Wie wird man dich hier empfangen:
mit dem Bandmaß und der Waage,
mit Umarmungen und Küssen?
Wird man lachen oder fluchen?
Hast du das Signal vernommen?
Kleines Wesen, sei willkommen!
Sei willkommen hier auf Erden,
du sollst werden glücklich.
Wirst du eine Nummer kriegen?
Oder einen Kosenamen?
Wirst du Hungerschreie hören
oder Schlager aus dem Radio?
Werden sie dich lieben, achten,
oder wollen sie dich dressieren?
Wirst du Stehlen lernen müssen
oder Schokolade essen?
Hast du das Signal vernommen?
Kleines Wesen, sei willkommen!
Sei willkommen hier auf Erden
du sollst werden glücklich.
Wirst du einst umjubelt werden,
oder lebst du unbeachtet?
Bist du eingeplant fürs Schlachtfeld,
oder wirst du selbst befehlen?
Wirst du aufstehen gegen Unrecht,
oder wirst du schweigend dulden?
Werden sie dich wachsen lassen
zu dem Menschen, der du sein willst?
Hast du das Signal vernommen?
Kleines Wesen, sei willkommen!
Sei willkommen hier auf Erden,
du sollst werden glücklich.
Gerhard Schöne