Meditation / Stille Zeit

Der Mensch sieht, was vor den Augen ist,
Gott aber sieht das Herz.

1. Samuel 16,7

Mein Leben lang

Der neue Lebensabschnitt ist gekommen,
die Weggefährten wünschen mir das Gute,
Gesundheit und noch schöne Jahre.
Mein Gott, ich danke Dir für deine Nähe,
für Deinen Schutz und Deine Liebe,
sie haben mich getragen / mein Leben lang.
Nun will ich gern den Abschied wagen,
will freisein für die neue Strecke,
mein Gott, ich weiß, Du wirst sie mit mir gehen
und jeden Schritt begleiten bis zum Ziel.
Wer losläßt, fällt nicht in das Dunkle,
der trennt sich nur, um Neues zu entdecken.
Mein Gott, tu mir die Augen auf, / daß ich mich öffne,
ich habe mir so vieles vorgenommen,
die Zeit ist frei vom Druck der Pflichten,
die Stunden, die Du schenkst, sind neu.
Und gib, daß ich mir selbst erlaube auszuruhen,
mein Gott, und ruhe Du in mir. Amen.

Gottfried Hänisch

Der Herr ist mein Hirte

Der Herr ist mein Hirte, / mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue /
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, / fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir, / dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch / im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl / und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.

Psalm 23

Verheißung

Menschen
die aus der Hoffnung leben
sehen weiter

Menschen
die aus der Liebe leben
sehen tiefer

Menschen
die aus dem Glauben leben
sehen alles
in einem anderen Licht

Lothar Zenetti

Rosen

Daß jede Rose Dornen hat,
Scheint mir kein Grund zu klagen,
Solange uns die Dornen nur
Auch weiter Rosen tragen.

Mascha Kaléko

Rosen

Daß jede Rose Dornen hat,
Scheint mir kein Grund zu klagen,
Solange uns die Dornen nur
Auch weiter Rosen tragen.

Mascha Kaléko

Betrachtung der Zeit

Mein sind die Jahre nicht, die mir die Zeit genommen;
Mein sind die Jahre nicht, die etwa möchten kommen;
Der Augenblick ist mein, und nehm ich den in acht,
So ist der mein, der Jahr und Ewigkeit gemacht.

Andreas Gryphius

Alles beginnt mit der Sehnsucht

Alles beginnt mit der Sehnsucht,
immer ist im Herzen Raum für mehr,
für Schöneres, für Größeres …
Fing nicht auch Deine Menschwerdung, Gott,
mit Sehnsucht nach dem Menschen an?
So lass nun unsere Sehnsucht damit anfangen,
Dich zu suchen,
und lass sie damit enden,
Dich gefunden zu haben.

Gebet am Abend

Gott, es ist gut, dass du da bist:
Im angefangenen Tun
und unfertigen Denken,
im schlichten Glauben,
und trotzigen Hoffen.
Für heute ist es genug.
Es ist, wie es ist.
Gott, es ist gut, dass du da bist,
nichts wird mir fehlen.

Ein blauer Himmel

Ich sitze auf einer Parkbank unter einem Baum, durch dessen Blätterdach ein Stück vom Himmel zu sehen ist. Fast sieht es so aus, also könne sich die Seele gesund baden im Blau des Himmels. Es scheint, als machten sich gerade alle aufgeschobenen Wünsche fest an der Farbe Blau.
Tauche ein und tauche unter, sage ich mir, und suche das himmlische Blau! Vielleicht ahnst du irgendwann, dass im „stillen Glanz der heiligen Bläue“* ein Abglanz liegt von etwas viel Größerem. Von dem es in einem Psalm so malerisch heißt: Seine Güte reicht, soweit der Himmel ist.

Klaus Nagorni